Octavie Modert au sujet du portail "guichet.lu"

Luxemburger Wort: Frau Ministerin, was ist eigentlich konkret der Mehrwert der elektronischen Verwaltung?

Octavie Modert: Durch das Angebot, administrative Angelegenheiten online zu regeln, reagieren wir auf einen allgemeinen Trend in der Gesellschaft. Für viele Leute ist es einfach bequemer, Behördengänge von zu Hause aus am PC zu erledigen. Dies ist doch die eigentliche Aufgabe einer bürgernahen Verwaltung: auf die Bevölkerung zuzugehen, sich an ihren alltäglichen Gewohnheiten zu orientieren. Hier hat ein wahrer Mentalitätswechsel stattgefunden. Im Rahmen von "guichet.lu" bieten wir den Bürgern neben grundlegenden Informationen die Möglichkeit, wichtige Verwaltungsgänge online in Angriff zu nehmen. Und das alles zentral, auf einer einzigen Plattform. Die Qualität von "guichet.lu" wurde übrigens auch schon auf europäischer Ebene hervorgehoben. Die Europäische Kommission zählt unser Angebot jedenfalls zu den Top Ten des "best practice" innerhalb der EU in Sachen elektronische Verwaltung.

Luxemburger Wort: Welche Bedeutung hat "guichet.lu" im Rahmen des Regierungsvorhabens der "simplification administrative"?

Octavie Modert: Der Ausbau von "guichet.lu" ist in der Tat ein bedeutender Bestandteil der administrativen Vereinfachung. Die Online-Verwaltung ist letztlich schneller, einfacher und nach einer kurzen Beschäftigung mit dem technischen Know-how auch sehr intuitiv zu bedienen. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ist auch, dass das zuständige Personal durch die Elektronisierung der Verwaltung dazu gebracht wird, die lange eingefahrenen Verwaltungswege zu überdenken. Gerade im Bereich der Verwaltung, die im direkten Kontakt mit der Bevölkerung steht, muss man sich und die Prozesse in den diversen Behörden ständig hinterfragen. Das sind wir den Bürgern schuldig. Ein konkretes Beispiel für administrative Vereinfachung ist die Umstellung der Beantragung eines Strafregisterauszugs ("Casier judiciaire"). Wofür man vorher noch mehrmals einen klassischen Behördengang unternehmen musste, reicht heute eine simple Online-Anfrage.

Luxemburger Wort: Was ist neu auf "guichet.lu"?

Octavie Modert: Wir haben vor einigen Wochen die Seite komplett umgestaltet. Ein neues Design und eine leichter zu bedienende Benutzeroberfläche soll den Auftritt noch attraktiver für die Bürger machen. Hinzu kommen aber auch einige praktische Neuerungen, etwa beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen. Dabei stehen natürlich die Benutzer im Mittelpunkt. Wir wollen aber auch in den kommenden Monaten noch mehr tatsächlichen Mehrwert anbieten als bisher. Denn bisher nutzen die meisten Bürger "guichet.lu" eher rein informativ. Auch wenn ihre Zahl stetig steigt, sind diejenigen Nutzer, die ihre Verwaltungsgänge tatsächlich online erledigen noch klar in der Minderheit.

Luxemburger Wort: In welcher Größenordnung bewegen sich denn die aktuellen Nutzerzahlen?

Octavie Modert: Auf "guichet.lu" surfen täglich bis zu 11.000 User. Das macht im Schnitt mehr als zwei Millionen im Jahr. Wie gesagt, das sind zum Großteil Bürger, die sich auf der Seite informieren wollen und kein "MyGuichet"-Konto besitzen. Doch die Zahlen der wirklich aktiven Nutzer steigt. Zum Beispiel haben im vergangenen Jahr fast 3.000 Bürger ihre Steuererklärung online durchgeführt. Und 2011 hatten sich rund 3.800 Bürger über die Plattform an der Volkszählung beteiligt. Nicht zu vergessen sind auch die vielen Geschäftsleute, die den Unternehmensbereich von "guichet.lu" nutzen. Dieser Entwicklung müssen wir durch noch mehr Angebot Rechnung tragen. Immerhin bieten wir bereits jetzt rund 3.600 online verfügbare Dokumente und mehr als 500 Online-Formulare an.

Luxemburger Wort: Nutzen Sie den Online-Schalter auch selbst für private Zwecke?

Octavie Modert: Ich habe es auch schon selbst ausprobiert, ja. Für gewisse Angelegenheiten bevorzuge ich aber weiterhin den "konventionellen" Weg zum Schalter. Ich denke, so geht es vielen Menschen. Selbst wenn die Nutzerzahl von "guichet.lu" weiter steigt, werden die physischen Schalter und auch der telefonisch und per E-Mail zu erreichende Helpdesk auf absehbare Zeit nicht komplett verschwinden.

Luxemburger Wort: Eine Rubrik auf "guichet.lu" betrifft die Bürgerangelegenheiten und insbesondere die "partizipatorische Demokratie". Liegt hier nicht ein bei uns im Land noch weithin ungenutztes Potenzial?

Octavie Modert: Da sich die Plattform vor allem mit Verwaltungsangelegenheiten beschäftigt, ist die politische Perspektive des "e-government" eher eine Sache anderer Regierungsseiten, wie etwa der Abgeordnetenkammer ("chd.lu"). Auf "guichet.lu" kann man bisher nur eine europäische Bürgerinitiative beantragen oder sein Petitionsrecht gegenüber dem Europäischen Parlament ausüben. Was diese Möglichkeiten auf nationaler Ebene betrifft, so müssen wir bisher noch an die zuständigen Internetauftritte der anderen staatlichen Institutionen verweisen.

Luxemburger Wort: Was ist für die Zukunft an Neuerungen geplant?

Octavie Modert: Wir wollen wie gesagt unser Angebot ständig weiter ausbauen. Dabei müssen wir immer ein Ohr für die Sorgen der Menschen haben und noch schneller reagieren. Wenn wir Möglichkeiten zur Vereinfachung sehen, dann handeln wir. Wir wollen aber auch weiter informieren und über die sich oft aus Sicht der Bürger im Verborgenen abspielende administrative Arbeit aufklären.

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